Pan Lodowego Ogrodu – Jarosław Grzędowicz

Die Tetralogie Pan Lodowego Ogrodu (Der Herr des Eisgartens) des polnischen Autors Jarosław Grzędowicz ist (noch) nicht auf Deutsch erschienen. Es gibt ein Brettspiel, das auf den Büchern beruht, aber keine Übersetzung. Es wird Zeit! Spätestens seit Andrzej Sapkowski ist doch klar, dass die polnischen Autoren es wirklich drauf haben.

Auf dem fernen Planeten Midgaard verschwindet ein Team von Wissenschaftlern. Ein Mann wird nach Midgaard entsandt, um nach dem Rechten zu sehen und die Forscher um jeden Preis zurückzuholen, so sie denn noch am Leben sind.
Der Mann heißt Vuko Drakkainen, auf dem Planeten nennt er sich Ulf Nitj’sefni, der Nachwanderer. Er ist halb Pole, halb Finne, in Kroatien aufgewachsen und hat jahrelang das Abenteuer gesucht. Midgaard ist für ihn genau das Richtige.
Tatsächlich findet er gleich nach der Landung die sterblichen Überreste dreier Wissenschaftler. Nun ja, eher die Überreste von zweien. Der dritte ist – verändert, nicht mehr zu retten. Drakkainen wird klar, dass der Planet viele unerklärliche Dinge für ihn bereithält. Er macht sich auf den Weg durch finstere Wälder, übelriechende Städte, tiefe Wasser etc., ausgerüstet mit hochmodernen Waffen, einem Computerchip namens Cyfral im Kopf und seinem Grips.

In einem zweiten Erzählstrang geht es um Filar, dem Thronfolger eines untergegangenen Reiches. Er ist in einem Land voller Wohlstand und Freiheit aufgewachsen. Doch nach einer anhaltenden Dürre erwacht eine alte blutrünstige Religion, deren Anhänger alle Andersdenkende niedermetzeln. Der Prinz flieht mit seinem Leibwächter ins Unbekannte.

Während Vukos Abenteuer an Spannung kaum zu überbieten sind, ist die Handlung um den Prinzen bereits etwas angestaubt. 99 % der Geschichte ist auf die eine oder andere Weise zigmal erzählt worden. Um der beschriebenen Welt willen folgt man Filar trotzdem mit einer gewissen Neugier. Das ändert sich dann ab dem dritten Band, wo Filar Vuko in puncto Spannung weit hinter sich lässt.

Jarosław Grzędowicz hat Drakkainens Kapitel interessant gestaltet. Es dauert eine Weile, bis man dahinterkommt, warum es Vuko mal in der ersten Person Singular gibt und mal in der dritten Person. Die Auflösung ist wirklich gelungen.
Was dem Autor noch gelungen ist, ist die Welt Midgaard. Sie unterscheidet sich im Grunde nicht von anderen Fantasywelten, sie hätte auch gar nicht ins Weltall verfrachtet werden müssen. Aber er beschreibt sie so plastisch, so detailliert, dass man fast die dortige Luft schmecken und den kalten Nebel fühlen kann.
Die Tetralogie hat stellenweise viel Ähnlichkeit mit Es ist schwer ein Gott zu sein von Arkadi & Boris Strugatzki, diese Parallelen stören nicht im Geringsten.
Den Schluss könnte man als nicht ganz zufriedenstellend bezeichnen, doch er ist konsequent und rundet die Geschichte harmonisch ab.

Der Gesamteindruck der Tetralogie ist überaus positiv, der Mix aus Fantasy und Science-Fiction, halsbrecherischen Abenteuern, einer wirklich ausgezeichnet gestalteten Welt liest sich weg wie nichts. Den Büchern kann man nur eines wünschen: Mehr Leser:innen. Es lohnt sich!