Unter Göttern

 

Die Kurzgeschichtensammlung ARES ist ein richtiger Götter- und Sagengestalten-Stammtisch geworden. Es gibt eine Geschichte über einen Dämon, eine über Engel, eine weitere über Teufel und gleich zwei über Götter.

Einer der Götter ist Angra Mainyu, besser bekannt als Ahriman. Die Recherche über diese Gottheit fiel dürftig aus. Außerhalb von Wikipedia und anthrowiki.at findet man recht wenige Informationen, und selbst diese scheinen zum größten Teil wiederum von Wikipedia zu stammen. Aus den Artikeln geht nicht einmal klar hervor, ob Angra Mainyu nun ein finsterer Gott oder „nur“ ein Dämon ist.

In meiner Kurzgeschichte Splitter konzentrierte ich mich auf einen bestimmten Aspekt von Ahriman, die Zerstörung. Er tritt als Zerstörer von Schicksalen, Leben und Plänen auf. Weil er durch seine Handlungen die Pläne eines anderen Gottes zunichte macht, kann man ihn in Splitter durchaus auch als einen Gott sehen.
Warum Ahriman? Warum nicht ein anderer zerstörerischer Finsterling? Die Antwort ist ganz banal: in den späten 90er Jahren war ich ein großer Fan der Fernsehserie Highlander. In einer der letzten Staffeln der Serie mache der Dämon Ahriman Duncan MacLeod das Leben schwer. Schon damals überlegte ich, wie ich diese mythologische Gestalt in einer meiner eigenen Geschichten unterbringen könnte.

 

Der zweite Gott in ARES gab dem Buch seinen Namen. Ares, den griechischen Gott des Krieges, dürfte wohl so gut wie jeder kennen. Der Name seines römischen Kollegen Mars ist zwar bekannter, aber wer denkt bei „Mars“ sofort an Mythologie? Schon eher an den Roten Planeten und Schokolade. Ares hat als Gott also die Nase vorne. Die griechische Mythologie ist vielen Menschen ein Begriff, selbst wenn sie ihr Wissen nur aus den TV-Serien Hercules und Xena – Die Kriegerprinzessin haben.

Zu der Entscheidung, Ares und nicht Mars in meine Kurzgeschichte einzubauen, trug in nicht geringem Maße auch das Buch Ilium von Dan Simmons bei. Die Gottheiten dort treiben als nanomaschinenverstärkte Intrigant_innen ihr Unwesen. Ares ist in Ilium ein arroganter, aufbrausender und nicht besonders heller Kriegsgott. Ich fand ihn dennoch faszinierend genug, um mir Gedanken über einen Ares-Auftritt in einem meiner Texte zu machen.

In der titelgebenden Kurzgeschichte geht es um Kolonisten auf dem Mars, die ihren christlichen Gott auf dem Roten Planeten zu finden hoffen. Ihr Pech, dass der Mars sie zuerst findet. Ares tritt hier nicht in der Gestalt eines schwertschwingenden Recken auf, sondern gibt sich – ganz modern – durch digitale Bilder zu erkennen. Auch ein Gott entwickelt sich halt weiter. Blut und Verehrung will er allerdings immer noch.

 

ARES, Taschenbuch, 220 Seiten
ISBN: 978-3740716370
TwentySix