Gerade erreicht mich die Nachricht, dass Cormac McCarthy verstorben ist. Sein Roman Die Straße, verfilmt mit Viggo Mortensen, zählt zu den eindrucksvollsten Büchern, die ich je in meinem Leben gelesen habe. Das soll was heißen.
Worum geht es?
In einem postapokalyptischen Amerika wandern Vater und Sohn Richtung Süden, wo sie hoffen, andere – gute! – Menschen und Essen zu finden. Sie sind seit Jahren unterwegs, immer auf der Hut vor Wegelagerern und verfolgt von Hunger und Elend.
Das ist im Grunde auch schon alles. Aber wie McCarthy es erzählt, verursacht einem eine nicht vergehende Gänsehaut. Das verwüstete, tote Land ist eine ständige Gefahr, die nur noch von anderen hungrigen Menschen übertroffen wird. Zu essen gibt es buchstäblich nichts, es sei denn, man findet alte Konserven – oder ist bei der Jagd auf einen Menschen erfolgreich. Alle Pflanzen, alle Tiere – tot. Was genau passiert ist, erfährt der Leser nicht, und ich glaube auch nicht, dass die Buchfiguren es je herausgefunden haben.
McCarthys Schreibstil ist äußerst lakonisch. Der Autor verzichtet auf alles, was von der Geschichte ablenken könnte. Von ihr, der Geschichte, ist im Grunde nur ein Gerüst, ein furchterregendes Skelett übrig, das man immerzu anstarren muss.
Die Straße ist kein Buch für zarte Gemüter, es ist verstörend, es hallt lange nach. Von manchen Szenen dreht sich einem fast der Magen um. Gleichzeitig schafft McCarthy es, die bedingungslose Liebe des Vaters zu seinem Sohn zu zeigen.
Anfangs ist das Buch schwer zu lesen, denn es gibt keine Anführungszeichen für Dialoge, man muss rätseln, wo die direkte Rede beginnt und endet. Aber das gibt sich nach einigen Seiten, nicht zuletzt, weil McCarthys Buchfiguren eher wortkarg sind.
Gleich nach dem Lesen plante ich einen ReRead, aber ein Buch, das so schwer ist wie ein Grabstein, nimmt man nicht leichtfertig ein weiteres Mal in die Hand.
Fazit: Hochkarätig!