Zugegeben, manchmal hätte ich gerne einen Kamin. Ich würde am Kamin sitzen und lesen, und manche Bücher gleich darin verbrennen.
Wie man an dieser Einleitung unschwer erkennen kann, geht es heute um schlechte Literatur. (Disclaimer: Alles in diesem Beitrag ist rein subjektiv. Es ist meine Meinung, es muss nicht eure sein.)
Ich unterscheide zwei Arten von schlechten Büchern.
1. Die Handlung ist übelst. Also echt und wirklich und wahrhaftig für die Tonne. Eine Schande für die Buchwelt.
2. Der Schreibstil ist so schlecht bzw. so verwirrend, dass man die Handlung gar nicht erst wahrnimmt. Unlesbar halt.
Ja, was als schlechtes Buch gilt, ist für jeden anders, s. o.
Einige Bücher fallen mir spontan ein. Z. B. fällt das wunderhübsch aufgemachte Hardcover von Gesa Schwartz‘ Ära der Drachen mit über 700 Seiten in zweite Kategorie. Nachdem ich mich wochenlang (!) durch die Seiten gekämpft hatte, gab ich nach 250 Seiten auf. Nach über 200 Seiten wusste ich immer noch nicht, wer wo wann mit wem und warum eigentlich. Den Schreibstil fand ich unfassbar zäh und aufgebläht. So als habe die Autorin bei jedem Wort den Thesaurus bemüht und immer das komplizierteste Wort gewählt. Ein Dschungel, durch den man sich nur mit einer Machete kämpfen konnte. Oder mit Drachenfeuer.
Dabei habe ich gar nichts gegen schwierige Texte! Ich würde sogar sagen, je schwieriger, desto besser.
Gescheitert bin ich auch an André Acimans Call Me by Your Name. Nach 120 Seiten war Schluss. Das Geschmachte war kaum auszuhalten. Ich habe das Buch, glaube ich, in den öffentlichen Bücherschrank gestellt. Vielleicht findet es einen geneigten Leser. Übrigens war mir auch der Film zu langsam. Hab ihn nach 20 min ausgeschaltet.
Bei den vielen Preisen, die Buch und Film abgesahnt haben, wohl kaum wirklich schlecht, aber für mich ein Kaminbuch.
In die erste Kategorie, also superduperschlimme Handlung, fällt beispielsweise Der Kuss des Satyrs von Elizabeth Amber. Ein Nackenbeißer mit Satyrn. O la la, dachte ich, nachdem ich in meinem Stammforum einen wahnsinnig witzigen Verriss gelesen hatte. Das will ich auch lesen!
Ja, das hatte ich dann davon… Ein wirklich unlesbarer Schinken, fast schon ein Porno. Hab das Buch nur zu Ende gelesen, um selbst einen Verriss zu schreiben. Das sollte aber eigentlich nicht der Grund sein, ein Buch zu lesen.
Zuerst veröffentlicht am 19.11.2020 im Telegramkanal Eulenalltag (wo es unter dem Hashtag #lesenamkamin schon einige Buchbesprechungen von Kaminbüchern gibt.)